Sehr geehrter Herr Harms,
Ich kann Ihnen in einigen Einschätzungen, die Sie zur Art und Weise der Amtsführung des aktuellen US-Präsidenten anführen, durchaus folgen und zustimmen:
• Vieles scheint tatsächlich dafür zu sprechen, dass es ein methodisches Vorgehen Trumps ist, durch fortlaufende Erzeugung von "Nebenkriegsschauplätzen" von eigenen politischen Fehlern abzulenken. Beziehungsweise damit eine gewisse - kalkulierte - Unübersichtlichkeit im politischen Tagesgeschäft herzustellen, welche es politischen Gegnern bzw. kritischen Medien erschweren soll, diese Kritik zielgerichtet zu Gehör zu bringen.
• Neben dieser bewussten Unübersichtlichkeit führt dieses Gebaren letztlich auch zu einer allgemeinen Verrohung und einer zunehmenden "Aufgeheiztheit" der politischen / medialen Landschaft.
Soweit also bin ich mit dem Gesagten d'accord.
Ich möchte allerdings - darüber hinaus - zu bestimmten Abschnitten Ihres Beitrags Folgendes kritisch feststellen:
So "zitieren" Sie ( allerdings leider ohne Angabe einer entsprechenden Quelle ) an zentraler Stelle des Artikels einen Satz, welcher, wie Sie selbst noch betonen, immerhin eine gewaltige inhaltl. Sprengkraft hat ( bzw. hätte ):
"Der wird versuchen, einen Bürgerkrieg anzetteln."
Wie Sie selber treffend bemerken: "Ein Satz, der kein Ausrufezeichen braucht, um als Knall daherzukommen."
Allerdings:
Beinhaltet nicht genau dieses journalistische Vorgehen Ihrerseits hier das gleiche "Strickmuster" wie der latent-aufheizende Stil Trumps - welchen Sie ja genau mit Ihrem Beitrag kritisieren wollen?
Eben dieser ( in Ihrer Argumentationskette immerhin relativ zentrale ) Satz ist nämlich:
1.) Von bewusst eingesetztem Knall-Effekt - um also damit dem Kommentar gewissermaßen die letzte nötige Brisanz / Spannung zu verleihen.
2.) Allerdings - leider - vollkommen unbelegt! Es wird hier als Quelle, wie so oft in ähnlichen Fällen, lediglich der berühmt-berüchtigte sog. "Politiker der nicht genannt werden will" angeführt. Mit Verlaub: Dieses Stilmittel erinnert doch stark an den Trick des Boulevard-Journalismus à la Springer-Verlag, wenn wieder einmal für eine typische "Sensationsmeldung" dummerweise ( noch ) keine tatsächliche Quelle existiert, welche man also wirklich zitieren könnte.
Wie gesagt: Ich denke nicht, dass Sie mit diesem Vorgehen einen guten journalistischen Kontrapunkt gesetzt haben gegen die Stilistik in der Politik Trumps, welche Sie eigentlich kritisieren:
Eben den dortigen Mangel an Faktizität, an Sachlichkeit, an Unaufgeregtheit und einer nüchtern-akkuraten Betrachtung der Lage.
Nein: Dieser journalistische Stil "erzeugt" seinerseits selbst Stimmung, versachlicht nicht ( durch fehlende Quellen ) und trägt so leider zu einer latenten "Anheizung" eher bei.
Mindestens ist er jedoch: Handwerklich deutlich verbesserungswürdig.
Mit freundlichen Grüßen,
N-West
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